Nach der Uni auf die Baustelle
Der Freundeskreis Guatemala unterstützt Dörfer im Westen Guatemalas beim Bau von Schulen: meistens finanziell und immer wieder auch praktisch. Jedes Jahr im Sommer können Freiwillige vor Ort mitarbeiten und tief in das guatemaltekische Dorfleben eintauchen. Elisabeth Evers und Timo Forstmann aus Münster haben das getan. Sie war im vergangenen Jahr für drei Monate vor Ort. Er hat in diesem Sommer vier Wochen auf der Baustelle in Guatemala unterstützt.
"Ich hatte den Wunsch nochmal eine andere Kultur kennenzulernen", sagt Elisabeth Evers. Anfang 2025 hat die heute 28-Jährige ihr Masterstudium an der FH Münster abgeschlossen. Schon seit 2021 arbeitet die Bauingenieurin dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin und ist parallel in einem Ingenieurbüro aktiv. Vor dem Abschluss ihres Studiums erlebte sie in Guatemala, wie das Bauen auch ohne intensiven Maschineneinsatz funktioniert. "Wir durften den Stahlbeton- und Bambusbau kennenlernen und dabei die meisten Arbeiten händisch ausführen. Zu sehen, wie die Baustelle täglich wächst, war sehr motivierend." Insbesondere der Bambusbau erwies sich für sie als fachlich bereichernd. In ihrer anschließenden Masterarbeit stieg sie noch tiefer in das Thema ein.
Die Freiwilligeneinsätze organisiert der Freundeskreis mit seinen Partnervereinen Esperanza aus dem Sauerland und Oyak aus dem Siegerland. Gemeinsam sind sie in Guatemala die "Amigos de Alemania", die "Freunde aus Deutschland“. In enger Zusammenarbeit wurden in den vergangenen 30 Jahren mehr als 100 Projekte realisiert. Meistens geht es um den Neubau oder die Erweiterung von Schulen. "Denn Bildung ist der Schlüssel, gerade für die Menschen auf dem Land", betont Anna-Lena Reinink, die stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises Guatemala. Nur wenn Klassenräume zur Verfügung stehen, schickt der Staat Lehrer. Das Ziel des Vereins: "Wir möchten, dass möglichst viele Kinder möglichst lange zur Schule gehen", sagt Anna-Lena Reinink.
Timo Forstmann hat sich von Elisabeth Evers' Begeisterung anstecken lassen und sich in diesem Jahr in Guatemala engagiert. Der 24-Jährige ist ebenfalls Bauingenieur und an der FH Münster beschäftigt. "Es war faszinierend, wie man auch mit einfachen Mitteln unterstützen kann", resümiert er. Während des Aufenthalts wohnen die Freiwilligen bei einer Familie aus dem Projektdorf, die Kosten für Anreise und Verpflegung tragen sie selbst. "Es war eine absolut prägende Zeit", sagt er rückblickend. Bis heute steht er mit seiner Gastfamilie in Kontakt. "Meine Gastmutter schreibt mir, wie es bei der Schulerweiterung vorangeht."